Als Angestellter im Büroleben unterliegt man vielen Regularien:
Der Arbeitsvertrag gibt vor, wie viele Stunden gearbeitet
werden, welches Gehalt am Ende des Monats steht, wie Krankheitsfälle
behandelt werden oder welches Vorgehen mit einer Abmahnung
bestraft werden. Entscheidet man sich für einen neuen Job,
schwingt bei der Unterzeichnung des Vertrages meist ein komisches
Gefühl mit. Kurios, denn eigentlich sind es gängige Formulierungen,
die den Arbeitsalltag regeln.
Auch Sportler haben Pflichten
Der Blick in die Entertainment- und Sportbranche ist ein
kleiner Hoffnungsschimmer. Dort verdienen talentierte Schauspieler
und Spitzensportler milliardenschwere Honorare und Gagen,
die selbst bei den größten Ausrutschern gezahlt werden. Dieser
Eindruck wird zumindest von der Presse vermittelt, die sich
zwar auf den entsprechenden Vorfall, aber nicht auf die arbeitsrechtlichen
Konsequenzen stürzen
Ähnliches
dachte sich der niederländische Fußballspieler Jordie van
der Laan vom Zweitligisten Telstar FC wohl auch. Mit einer
Krankmeldung begründete er seine Abwesenheit vom pflichtgemäßen
Training. So weit, so gut. Doch statt sich auszukurieren,
begab
sich der Spieler im Flugzeug zum Londoner Spiel zwischen
Ajax gegen Tottenham. Als der bekannte Fußballprofi von den
anwesenden TV-Kameras ins Bild gefasst wurde, wurden bereits
in den Niederlanden die Papiere zur Kündigung vorbereitet.
Denn auch im Spitzensport gilt, dass ein Vertragsbruch nicht
immer mit der Zahlung von Strafen beglichen wird. Wer bei
Krankmeldungen nicht der Genesung seiner Gesundheit nachkommt,
muss mit den Konsequenzen des Arbeitsrechts rechnen. In diesem
Fall ist die fristlose Kündigung eine vertretbare Handhabung.
Kündigungsfristen einhalten
Doch auch die Sportvereine müssen den Prozessen des Arbeitsrechts
folgen, wenn ein unbeliebter Mitarbeiter nicht mehr für das
Unternehmen attraktiv erscheint, aber diesem kein Vergehen
mit Recht auf Kündigung nachgewiesen werden kann. Aktuell
zeichnet sich solch ein Prozedere beim DFB-Pokalsieger aus
München ab. Nach dem Sieg
des FC Bayern München in der vergangenen Saison, der mit
einem von der Presse viel kritisierten Fest auf dem Münchener
Rathausplatz gefeiert wurde, steht nun Verteidiger Jerome
Boateng im Fokus der Aufmerksamkeit. Die langwierige Personalie
des Trainers Niko Kovac ist geklärt. Jetzt muss der einst
gefeierte Spieler herhalten.
Aushalten oder kündigen?
Vergleichbar ist Boatengs Situation mit der eines Büroangestellten,
der von seinen Kollegen nicht wertgeschätzt wird - doch eigentlich
nichts falsch gemacht hat. Er ist der Außenseiter, der seine
täglichen Aufgaben erfüllt, die aber anscheinend nicht den
Vorstellungen des Unternehmens entsprechen. Aus dem Kader
der deutschen Nationalmannschaft, die im Juni gegen Weißrussland
antritt und derzeit
einen klaren Favoritenplatz laut der Online-Wetten einnimmt
(Quote: 1,17), ist Boateng bereits raus. Ein Abschied, der
mit Auslaufen des Vertrages ausgehandelt wurde.
In
seinem aktuellen Verein ist Boateng jedoch noch bis Sommer
2019 als Spieler angestellt, der in den vergangenen Spielen
häufiger auf der Ersatzbank saß als auf dem Feld aktiv wurde.
Manager Hoeneß äußerte sich ebenfalls mit einem Seitenhieb,
dass eine Alternative keine schlechte Idee wäre. Eine Situation,
die für beide Seiten unangenehm ist. Eine Partei will nicht
gehen, die andere Seite hat keinen Grund zur Kündigung. Wie
auch im Büroalltag bleibt in diesem Fall die einzige Option:
die letzten Tage aushalten und mit Würde das Büro verlassen.
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