Wer
Italien ist eines der beliebtesten Länder und das aus gutem
Grund. Ein paar Tage in der italienischen Sonne mit den kulinarischen
Köstlichkeiten und der vielfältigen Kultur und sofort ist
man verliebt in das wunderschöne Land in Südeuropa. Es ist
also kein Wunder, dass viele Menschen davon träumen, irgendwann
längerfristig in Italien zu leben und zu arbeiten. Sei es
für immer oder als Erfahrung im Ausland während oder nach
dem Studium oder um den Lebenslauf etwas aufzupolieren.
Kontakte sind das A und O
Da Reisen in Italien immer sehr entspannt sind, erwartet
man schnell, dass es genauso entspannt ist vor Ort einen Job
und eine Wohnung zu finden. Doch der Zugang zum italienischen
Arbeitsmarkt ist genauso kompliziert wie in anderen europäischen
Staaten. Dies liegt vor allem daran, dass persönliche Kontakte
immer noch am wichtigsten sind, um einen Arbeitsplatz oder
auch eine Wohnung zu finden. Dieses Prinzip der persönlichen
Kontakte nennt sich „Passaparola“ und trifft insbesondere
für das Finden einer Wohnung zu.
Circa 80% der Wohnungen in ganz Italien sind Eigentumswohnungen,
die meist auch von den Besitzern bewohnt sind. Freistehende
Wohnungen werden häufig in Ferienwohnungen verwandelt. In
Florenz gibt es zum Beispiel rund 10.000
Wohnungen, welche als AirBnB vermietet werden und somit
vom regulären, ohnehin komplizierten Wohnungsmarkt verschwunden
sind.
Das hat zur Folge, dass die Zahl der mietbaren Wohnungen
sehr viel niedriger ist als in Deutschland und dass Vermieter
eher auf touristische Kurzmieter anstatt auf Langzeitmieten
setzen. Vor allem in Universitätsstädten führt der Mangel
in Folge dazu, dass Mietpreise schnell Wucherdimensionen annehmen.
Ist das Budget entsprechend hoch, ist die Hürde niedrig, aber
für einen normalen Geldbeutel und jemandem mit einem italienischen
Mittelstandsgehalt, erfordert die Wohnungssuche in Italien
erheblich mehr Geduld, Ausdauer und Nervenbelastbarkeit. Und
natürlich Kontakte und Sprachkenntnisse.
Einen Job in Italien finden
Auch für die Jobsuche ist es hilfreich, sich vor Ort bereits
auszukennen und Kontakte zu haben. Mittelitalien und der Süden
sind stark von Arbeitslosigkeit betroffen, was die Jobsuche
erschwert und weshalb dort Kontakte besonders wichtig sind.
Die Situation im Norden ist hingegen anders und es fällt deutlich
leichter, Arbeit zu finden, vor allem als AusländerIn.
Offene Stellen
in Südtirol gibt es zahlreiche, vor allem auch für deutschsprachige
ArbeiterInnen. Auch der Großraum Mailand mit den Provinzen
Milano, Bergamo, Varese, Novara und Como bietet viele Möglichkeiten.
In dieser Region fokussiert sich deutsche Unternehmensaktivitäten
in Italien, da hier fast 60 Prozent aller deutschen Unternehmen,
welche einen Ableger in Italien haben, angesiedelt sind.
Die meisten Jobs finden sich im Dienstleistungssektor, da
in Italien rund 74 Prozent der Beschäftigten in diesem Sektor
tätig sind. In der Industrie sind es rund 24 Prozent und in
der Landwirtschaft gerade einmal 2 Prozent. Im Industriesektor
sind die Beschäftigungspotenziale in der Metallbranche am
höchsten, gefolgt von der Transportmittelindustrie sowie der
Holz- und Möbelindustrie. Im Dienstleistungssektor hat der
Einzelhandel das höchste Jobpotenzial, gefolgt vom Hotel-
und Gaststättengewerbe sowie dem Großhandel.
Vor allem Selbstständige, die deutlich weniger Hürden zu
nehmen wie in Deutschland, zieht es nach Italien. Aber auch
diese Berufe finden schnell einen Arbeitsplatz:
- Ärzte
- Pflegekräfte
- Techniker
- Ingenieure
- Wissenschaftler
- IT-Spezialisten
- Handwerker
- Erzieher
- Lehrer
- Gastronomiearbeiter
- Arbeiter im Tourismussektor
Wer hofft in der Zeit in Italien, vor allem im Norden des
Landes, viel Geld beiseite legen zu können, liegt falsch.
Die Lebenshaltungskosten unterscheiden sich kaum von denen
in Deutschland und der durchschnittliche Jahresbruttoverdienst
betrug 2019 in Italien rund 21.600 Euro, das ist weniger als
die Hälfte des durchschnittlichen
Jahreseinkommens in Deutschland.
Nötige Dokumente
Hat man einen Job ergattert, gibt es einige Dinge zu beachten.
Als EU-Bürger kann man zwar problemlos nach Italien einreisen
und dort auch arbeiten, jedoch nur für 90 Tage. Ist diese
drei Monatsgrenze überschritten, muss eine Aufenthaltsbewilligung,
die sogenannte "Permesso di Soggiorno“ im lokalen Polizeipräsidium
(Questura) beantragt werden. Die Dokumentem die es hierfür
benötigt, sind der Personalausweis oder Reisepass, vier Passbilder
sowie entweder eine Bestätigung deines Arbeitgebers oder einen
Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel. Ein ärztliches
Attest kann unter Umständen ebenfalls verlangt werden.
Sobald die Arbeit aufgenommen wird, ist man automatisch Teil
des italienischen Sozialversicherungssystems. Gewöhnlich bezahlt
ein Arbeitnehmer rund 10 % seines Bruttolohns als Sozialversicherungsabgaben.
Um sich zusätzlich zu versichern, kann man sich beim staatlichen
Gesundheitsdienst, dem “Servizio Sanitario Nazionale“ anmelden.
So erhält man Zugang zu den Ärzten und Ärztinnen und bekommt
auch eine Gesundheitskarte.
Für die Krankenversicherung und auch andere Tätigkeiten,
wie dem Abschluss eines Handyvertrags, braucht es außerdem
eine Steuernummer, die "Codice Fiscale“. Diese kann man
im örtlichen Finanzamt (Agenzia delle Entrate) beantragen.
Lebt und arbeitet man in Italien, ist man dort auch steuerpflichtig.
Wer länger als ein paar Monate vor Ort bleiben möchte, sollte
sich außerdem über das Arbeitsrecht
in Italien informieren.
Um die Prozesse zu vereinfachen macht es Sinn, ein italienisches
Bankkonto zu eröffnen. Hierzu muss man allerdings mindestens
18 Jahre alt sein. Mit der Aufenthaltsgenehmigung kann man
ein reguläres italienisches Konto eröffnen, weshalb man diese
unbedingt vorzeigen sollte. Tut man dies nicht, erhält man
ein "Conto Estero“, ein spezielles Konto für Ausländer,
das meist schlechtere Bedingungen hat.
Möchte man für immer nach Italien auswandern, gibt es noch
einige weitere Hürden zu meistern, wie die Altersvorsorge
und der Transport des Hausrats von Deutschland nach Italien.
Hierzu gibt es hilfreiche
Seiten, die dazu beraten. Auch die ZAV
(Zentrale Auslands- und Fachvermittlung) der Bundesagentur
für Arbeit hilft gerne weiter.
Leben in Italien
Trotz der Herausforderungen und dem geringen durchschnittlichen
Jahreseinkommen, leben rund 35.000 Deutsche in Italien. Vor
allem die Lebensqualität zieht viele in das Land im Süden
Europas. Allerdings braucht es eine gewisse geistige Flexibilität
und eine allgemeine Offenheit, da die italienische Kultur
doch stark von deutschen abweicht. Wer sehr an deutschen Werten
wie Pünktlichkeit hängt, wird in Italien schnell frustriert
sein. Auch der Fokus auf Tradition und Familie ist in Italien
deutlich stärker als in Deutschland.
Genuss hat Priorität in Italien und das ist es, was viele
so sehr an dem Land und seinen Leuten begeistert. Wer ein
langsameres und freieres Leben bevorzugt, wird in Italien
eine neue Heimat finden und auch schnell Anschluss finden.
Falls es Anfangs nicht sofort mit den Bekanntschaften klappt,
helfen virtuelle Netzwerke wie InterNations.
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