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Arbeiten in Italien: Ein Traum wird wahr

 

58862247: © stockyimages - Fotolia.comWer Italien ist eines der beliebtesten Länder und das aus gutem Grund. Ein paar Tage in der italienischen Sonne mit den kulinarischen Köstlichkeiten und der vielfältigen Kultur und sofort ist man verliebt in das wunderschöne Land in Südeuropa. Es ist also kein Wunder, dass viele Menschen davon träumen, irgendwann längerfristig in Italien zu leben und zu arbeiten. Sei es für immer oder als Erfahrung im Ausland während oder nach dem Studium oder um den Lebenslauf etwas aufzupolieren.

Kontakte sind das A und O

Da Reisen in Italien immer sehr entspannt sind, erwartet man schnell, dass es genauso entspannt ist vor Ort einen Job und eine Wohnung zu finden. Doch der Zugang zum italienischen Arbeitsmarkt ist genauso kompliziert wie in anderen europäischen Staaten. Dies liegt vor allem daran, dass persönliche Kontakte immer noch am wichtigsten sind, um einen Arbeitsplatz oder auch eine Wohnung zu finden. Dieses Prinzip der persönlichen Kontakte nennt sich „Passaparola“ und trifft insbesondere für das Finden einer Wohnung zu.

Circa 80% der Wohnungen in ganz Italien sind Eigentumswohnungen, die meist auch von den Besitzern bewohnt sind. Freistehende Wohnungen werden häufig in Ferienwohnungen verwandelt. In Florenz gibt es zum Beispiel rund 10.000 Wohnungen, welche als AirBnB vermietet werden und somit vom regulären, ohnehin komplizierten Wohnungsmarkt verschwunden sind.

Das hat zur Folge, dass die Zahl der mietbaren Wohnungen sehr viel niedriger ist als in Deutschland und dass Vermieter eher auf touristische Kurzmieter anstatt auf Langzeitmieten setzen. Vor allem in Universitätsstädten führt der Mangel in Folge dazu, dass Mietpreise schnell Wucherdimensionen annehmen. Ist das Budget entsprechend hoch, ist die Hürde niedrig, aber für einen normalen Geldbeutel und jemandem mit einem italienischen Mittelstandsgehalt, erfordert die Wohnungssuche in Italien erheblich mehr Geduld, Ausdauer und Nervenbelastbarkeit. Und natürlich Kontakte und Sprachkenntnisse.

Einen Job in Italien finden

Auch für die Jobsuche ist es hilfreich, sich vor Ort bereits auszukennen und Kontakte zu haben. Mittelitalien und der Süden sind stark von Arbeitslosigkeit betroffen, was die Jobsuche erschwert und weshalb dort Kontakte besonders wichtig sind. Die Situation im Norden ist hingegen anders und es fällt deutlich leichter, Arbeit zu finden, vor allem als AusländerIn.
Offene Stellen in Südtirol gibt es zahlreiche, vor allem auch für deutschsprachige ArbeiterInnen. Auch der Großraum Mailand mit den Provinzen Milano, Bergamo, Varese, Novara und Como bietet viele Möglichkeiten. In dieser Region fokussiert sich deutsche Unternehmensaktivitäten in Italien, da hier fast 60 Prozent aller deutschen Unternehmen, welche einen Ableger in Italien haben, angesiedelt sind.

Die meisten Jobs finden sich im Dienstleistungssektor, da in Italien rund 74 Prozent der Beschäftigten in diesem Sektor tätig sind. In der Industrie sind es rund 24 Prozent und in der Landwirtschaft gerade einmal 2 Prozent. Im Industriesektor sind die Beschäftigungspotenziale in der Metallbranche am höchsten, gefolgt von der Transportmittelindustrie sowie der Holz- und Möbelindustrie. Im Dienstleistungssektor hat der Einzelhandel das höchste Jobpotenzial, gefolgt vom Hotel- und Gaststättengewerbe sowie dem Großhandel.

Vor allem Selbstständige, die deutlich weniger Hürden zu nehmen wie in Deutschland, zieht es nach Italien. Aber auch diese Berufe finden schnell einen Arbeitsplatz:

  • Ärzte
  • Pflegekräfte
  • Techniker
  • Ingenieure
  • Wissenschaftler
  • IT-Spezialisten
  • Handwerker
  • Erzieher
  • Lehrer
  • Gastronomiearbeiter
  • Arbeiter im Tourismussektor

Wer hofft in der Zeit in Italien, vor allem im Norden des Landes, viel Geld beiseite legen zu können, liegt falsch. Die Lebenshaltungskosten unterscheiden sich kaum von denen in Deutschland und der durchschnittliche Jahresbruttoverdienst betrug 2019 in Italien rund 21.600 Euro, das ist weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Jahreseinkommens in Deutschland.

Nötige Dokumente

Hat man einen Job ergattert, gibt es einige Dinge zu beachten. Als EU-Bürger kann man zwar problemlos nach Italien einreisen und dort auch arbeiten, jedoch nur für 90 Tage. Ist diese drei Monatsgrenze überschritten, muss eine Aufenthaltsbewilligung, die sogenannte "Permesso di Soggiorno“ im lokalen Polizeipräsidium (Questura) beantragt werden. Die Dokumentem die es hierfür benötigt, sind der Personalausweis oder Reisepass, vier Passbilder sowie entweder eine Bestätigung deines Arbeitgebers oder einen Nachweis über ausreichende finanzielle Mittel. Ein ärztliches Attest kann unter Umständen ebenfalls verlangt werden.

Sobald die Arbeit aufgenommen wird, ist man automatisch Teil des italienischen Sozialversicherungssystems. Gewöhnlich bezahlt ein Arbeitnehmer rund 10 % seines Bruttolohns als Sozialversicherungsabgaben. Um sich zusätzlich zu versichern, kann man sich beim staatlichen Gesundheitsdienst, dem “Servizio Sanitario Nazionale“ anmelden. So erhält man Zugang zu den Ärzten und Ärztinnen und bekommt auch eine Gesundheitskarte.

Für die Krankenversicherung und auch andere Tätigkeiten, wie dem Abschluss eines Handyvertrags, braucht es außerdem eine Steuernummer, die "Codice Fiscale“. Diese kann man im örtlichen Finanzamt (Agenzia delle Entrate) beantragen. Lebt und arbeitet man in Italien, ist man dort auch steuerpflichtig. Wer länger als ein paar Monate vor Ort bleiben möchte, sollte sich außerdem über das Arbeitsrecht in Italien informieren.

Um die Prozesse zu vereinfachen macht es Sinn, ein italienisches Bankkonto zu eröffnen. Hierzu muss man allerdings mindestens 18 Jahre alt sein. Mit der Aufenthaltsgenehmigung kann man ein reguläres italienisches Konto eröffnen, weshalb man diese unbedingt vorzeigen sollte. Tut man dies nicht, erhält man ein "Conto Estero“, ein spezielles Konto für Ausländer, das meist schlechtere Bedingungen hat.

Möchte man für immer nach Italien auswandern, gibt es noch einige weitere Hürden zu meistern, wie die Altersvorsorge und der Transport des Hausrats von Deutschland nach Italien. Hierzu gibt es hilfreiche Seiten, die dazu beraten. Auch die ZAV (Zentrale Auslands- und Fachvermittlung) der Bundesagentur für Arbeit hilft gerne weiter.

Leben in Italien

Trotz der Herausforderungen und dem geringen durchschnittlichen Jahreseinkommen, leben rund 35.000 Deutsche in Italien. Vor allem die Lebensqualität zieht viele in das Land im Süden Europas. Allerdings braucht es eine gewisse geistige Flexibilität und eine allgemeine Offenheit, da die italienische Kultur doch stark von deutschen abweicht. Wer sehr an deutschen Werten wie Pünktlichkeit hängt, wird in Italien schnell frustriert sein. Auch der Fokus auf Tradition und Familie ist in Italien deutlich stärker als in Deutschland.
Genuss hat Priorität in Italien und das ist es, was viele so sehr an dem Land und seinen Leuten begeistert. Wer ein langsameres und freieres Leben bevorzugt, wird in Italien eine neue Heimat finden und auch schnell Anschluss finden. Falls es Anfangs nicht sofort mit den Bekanntschaften klappt, helfen virtuelle Netzwerke wie InterNations.

 

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